Donnerstag, 24. April 2014

Nicht gesucht und doch gefunden



Schon meine Eltern liebten alte Dinge. Wenn meine Mutter diesen Satz liest, wird sie ganz sicher laut „halt, stopp, stimmt gar nicht“ rufen. In gewisser Weise ist sie ja auch ein Fan von hübschen und in die Jahre gekommenen Möbeln, Holzkisten, Gebrauchsgegenständen, Geschirr usw. Aber während mein Vater all die Dinge sorgsam hütete und auf wundersame Weise vermehrte, war sie nach ein paar Jahren dann doch der Meinung, dass alles ein wenig überhand nahm. Wahrscheinlich auch zurecht. Mittlerweile habe ich das Rätsel der vermeintlich wundersamen Vermehrung all der alten Dinge im Haus meiner Eltern (wie damals üblich, ein Mehrgenerationenhaus) erfolgreich gelöst. Es muss so gewesen sein: Auch meine Großeltern und diverse Tanten bzw. Onkel nebst Ehepartnern erlagen unweigerlich dem Charme alter Dinge und die Frage, ob man sich hin und wieder mal von etwas trennen sollte, wurde nur ganz, ganz selten mit ja beantwortet. Was nicht gebraucht wurde, kam erst mal dorthin wo es am wenigsten störte, in den meisten Fällen auf den Dachboden. „Wer weiß für was das noch mal gut ist“, ersetzte zuverlässig und kollektiv nahezu jeden, auch noch so vagen Entsorgungsgedanken. 
Als dann der Siegeszug der damals modernen Schrankwände anbrach und alte Möbelstücke diesen weichen mussten, ergaben sich plötzlich ganz neue Möglichkeiten der Lagerung. Wenn man sich nicht einmal von einer alten Briefmarke trennen kann, wie sollte dann der Abschied von alten, großen Schränken, egal ob Weichholz oder Eiche, funktionieren? Natürlich gar nicht. Auch diese wurden erst einmal weggepackt, auf den Dachboden, wie alles andere. Wie praktisch, denn jetzt bot sich unterm Dach viel Raum für das Verstauen ganzer alter Hausstände. Die Freude über den Vormarsch der Schrankwände muss in meiner Familie ganz besonders groß gewesen sein. Hier eine Tante, die in den 60er Jahren in die westlichen Gebiete Deutschlands zog, dort ein Trauerfall. Weggeschmissen wurde jedenfalls nichts, jetzt wo schließlich auf dem Dachboden große Schränke bereit für die Aufnahme von neuen alten Sachen waren. 
So bin ich aufgewachsen, umgeben von meist schönen alten Dingen, die wahlweise in alten Kisten und Schränken darauf warteten, entdeckt zu werden oder bereits ihren Platz irgendwo im Haus gefunden hatten.



Eigentlich hätte ich dann ja die Nase voll von den alten Dingen haben, in einem großzügigen Traum aus Glas und Stahl Platz für Hochglanzmöbel schaffen und um Flohmärkte einen ganz großen Bogen machen müssen. Könnte man meinen. So ist es am Ende aber doch nicht gekommen.  Alte Dinge erregen nach wie vor ziemlich schnell meine Aufmerksamkeit. Allerdings mit einer kleinen aber wichtigen Einschränkung: Ich muss sie auch verwenden können. (Also nicht nur denken, dass ich sie irgendwann einmal verwenden könnte.) Idealerweise habe ich im Vorfeld über eine Neuanschaffung nachgedacht und bin dann ganz zufällig auf dem Flohmarkt fündig geworden. Wie auch immer, unser Haus wurde 1886, weit vor der Stahl-Glas-Epoche gebaut und ist damit fast gleich alt wie der hübsche alte Briefumschlag aus dem fernen Russland, den ich just heute bei meiner Mutter fand. 






Und für einen Flohmarktspaziergang, erst recht wenn sich auf dem Markt vorwiegend private Trödler und nur wenig professionelle Händler tummeln, bin ich jederzeit und sofort zu begeistern. Neulich war es mal wieder soweit. Allerdings nutzte ich die Gelegenheit ein wenig entfernt der Oberlausitz, nämlich in Niedersachsen. Aber was soll’s, alter Kram ist alter Kram und der Morgen auf dem Flohmarkt war großartig.  Nicht nur, dass ich mit einem ziemlich gewieften Schätzejäger unterwegs war, von dem ich eine Menge über Flohmarkt-Raritäten erfahren und gelernt habe. (Ich hingegen gucke ja überhaupt nicht nach potenziellen Werten sondern lasse mich ausschließlich von meinem persönlichen Empfinden was Aussehen und Charme angeht, inspirieren.) 









Außerdem war es großartig, dass ich den kurzweiligsten Flohmarkt small talk überhaupt mit zwei total netten Trödel-Damen gehabt hatte, dass ein absolut sympathischer, dickbäuchiger Händler mir vom größten Flohmarkt Europas erzählt hat, dass ich unter meinem selbstgesteckten Budget von 20 EUR geblieben bin, dass es trotz April ein regenfreier, sonniger Morgen mit klarer frischer Luft war,  dass mich die Atmosphäre hin und wieder ein ganz klein bisschen an englische Flohmärkte erinnert hat (Angelsachsen und Niedersachsen haben offensichtlich kleine, unbedeutende Gemeinsamkeiten), dass wir bereits um 9.00 Uhr nach erfolgreichem Abschreiten aller Stände bei einem ordentlichen Kaffee gesessen haben, obwohl es Sonntag war und natürlich, dass ich ein paar nette und nützliche Dinge nicht gesucht aber gefunden habe. Nämlich: 

Für schöne Steaks: eine superschwere Bratpfanne (rechts im Bild) aus Gusseisen mit Rillen, 2 EUR

Endlich Kekse backen: ein Nudelholz, nach dem ersten Geschirrspülgang wie neu, 1 EUR


Gemütlich: ein Glaswindlicht mit Metallrand und -henkel, 2 EUR

Wie die Zeit vergeht, erst recht beim Baden: laut tickender Wecker, 3 EUR

Grüße aus den Achtzigern: ein Vierfarbkugelschreiber, endlich habe ich wieder eine rote Kuli-Mine, 1 EUR

Bis zum nächsten Mal. Liebe Grüße von





Mittwoch, 9. April 2014

Grüne Welle

Würde irgendjemand aus irgendeinem Grund von mir verlangen, in eine Gegend ohne Jahreszeitenwechsel zu ziehen, so würde ich mir ein Land mit ewigem Frühling aussuchen. Den Wechsel von den milden Tagestemperaturen, die dann in recht kühle Abende übergehen mag ich total. Dann am Abend wieder das Holzfeuer anzumachen und die Wärme zu genießen ist einmalig schön. Idealerweise hat man die Zeit bis dahin gänzlich draußen verbracht, sich am Vormittag ein sonniges Plätzchen für den Kaffee gesucht, irgendwann am Nachmittag ein kleines Vermögen in der Gärtnerei ausgegeben und die Fahrt dahin mit einem schönen Spaziergang unterbrochen. Genau so war es am letzten Wochenende. 



Das Beste am Frühling ist aber das frische Grün überall. Da lag es ziemlich nahe, dass ich mir davon eine ganze Menge ins Haus geholt habe. Ein Gefäß für die grünen Blätter brauchte ich natürlich auch. Wer jetzt an eine Vase denkt, liegt leider daneben. Dem Grünzeug ging es nämlich ganz schön an den Kragen. 




Ich habe einen grünen Smoothie gemacht und das Gefäß, welches ich benötigte, gehört zu einem siebenstufigen Food Blender. Der konnte dann mal richtig zeigen, was er kann. 


Grüne Smoothies liegen jetzt wieder voll im Trend und die Gesundheitsapostel sind sich schon lange einig: Etwas gesünderes als die Chlorophyll-Booster gibt es kaum. Im Internet findet man tolle Smoothie-Rezepte mit Löwenzahn und Co.
Ich hab ja übrigens die Leute, die die grünen Abfälle von Karotten, Radieschen oder Kohlrabi aus dem Bio-Supermarkt mit nach Hause nehmen, immer für Mitglieder im Rassekaninchenzüchterverein gehalten obwohl die ehrlicherweise alle gar nicht so aussehen. Lange habe ich gerätselt, aber jetzt ist natürlich alles klar, die gehören schon längst zur grünen Smoothie-Liga. 

Der Vorteil der Smoothies gegenüber dem klassischen Salatessen ist die bessere Aufnahme der wertvollen Inhaltsstoffe.




Hier die Zutaten von meinem grünen Mixgetränk:

Wildgemüse: Blätter von Löwenzahn, Giersch, junger Brennnessel und Wegerich
Radieschenblätter
etwas frische Minze
etwas Blatt- und Feldsalat
eine halbe Avocado
einen Teelöffel Leinöl
etwas Ingwer
2 Tassen Wasser

Nach dem Zerkleinern im Food Blender habe ich die Flüssigkeit noch einmal durch ein Sieb gegossen, um einen schönen und gleichmäßigen Smoothie zu erhalten.

Ernährungswissenschaftler empfehlen übrigens den Verzehr von mindestens 100 g grünem Blattgemüse am Tag. Der Kreativität beim Zusammenstellen der Drinks sind fast keine Grenzen gesetzt. Ich jedenfalls schmökere jetzt gleich weiter in meinem beinahe eingestaubten Kräuterbuch...   


Liebe Grüße von,







Samstag, 5. April 2014

Meine Lieblings-Pins im April


Seit ungefähr meinen frühen Dreißigern habe ich das Geheimnis von wirklich wunderbaren Wochenenden entdeckt. Der Schlüssel dazu ist das zeitige Aufstehen, gefolgt von einer guten Sporteinheit auf die wiederum ein Frühstück mit allem drum und dann folgt. Da, wie gesagt der Tag ja zeitig begonnen hat, ist das Frühstück wirklich auch ein Frühstück und nicht etwa ein als solches getarnter Brunch. Der Tag liegt also noch vollkommen vor mir. Großartig. Ich denke, es wird nicht großer Zufall sein, dass die Ära dieser ‚power mornings’ sich mit der Tatsache überschneidet,  dass die durchzechten Party- oder Barnächte immer weniger wurden und mittlerweile so etwas wie eine Ausnahme sind (die allerdings nicht weniger Spaß macht als ‚damals’). Alter hin oder her, in der letzten Zeit beobachte ich ein ganz neues Phänomen. Zwischen dem ‚power morning’ und dem Nachmittag (meist ebenfalls gut verplant) befindet sich seit einer Weile eine ganz klare Trennung in Form einer kleinen Pause. Geeignete Plätze dafür gibt es einige; das Sofa, der Liegestuhl in der Sonne oder und hier kommen wir der klassischen Mittagsruhe ziemlich nahe, das Bett. Und dann geht’s’ los. Nein, nicht Augen zu. Sondern Augen auf! Früher habe ich es geliebt in solchen Momenten, Designbooks, Architektur- oder Fotomagazine anzuschauen. Heute ist es zumeist Pinterest. Das ersetzt alles und gibt jede Menge Inspiration. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich keine Bücher oder Magazine mehr kaufe, aber Pinterest ist eben immer und ziemlich schnell zur Hand. Mir kommt es dann ganz oft wie Urlaub vor, wenn ich mich kurz mit einem frischen Tee ins Bett verkrümel, zumal um diese Zeit die Sonne meist so richtig durch unsere Schlafzimmerfenster scheint.  Es gibt kaum etwas Besseres, ehrlich! Und ja, ich bin diszipliniert und beschränke die ‚Augen auf Zeit’ auf max. eine Stunde. Hier sind meine Lieblings-Pins des Monats.



Red Head
Erinnert mich daran, dass ich jetzt wo die Sonne wieder mehr und mehr scheint, nicht vergessen sollte, meinen Haaren hin und wieder etwas extra Pflege zu geben. Im Moment bin ich ein ziemlich großer Fan von Arganöl-Produkten. Arganöl ist wirklich ein tolles Mittel für Glanz und Glätte.

Camping
Darauf freue ich mich schon sehr. Der Moment, wenn die tausend Dinge endlich in den T5 geladen sind und es los geht ist unbeschreiblich. Meistens fahren wir ja Richtung England, einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. Mein Vorrat an HP Sauce und Twinings geht rasant dem Ende entgegen und außerdem freue ich mich auf den riesigen Carrefour kurz bevor wir in Calais auf die Fähre gehen.  (Wein, Wein, Wein und das hier.)

Black and White Kitchen
Der Schwarz/Weiß-Mix im Bereich Wohnen und Einrichtung hat es mir seit jeher sehr angetan. Vor allem, wenn die Dinge ein erstes Leben hatten und dann von geschickter Hand in ein zweites Dasein gebracht wurden. Dieses Sachen ziehe ich dem allgegenwärtigen Shabby Kram (so nett das alles vielleicht auch auf den ersten Blick aussehen mag) vor. Made in China – ein No go!





Trödelmarkt
Seit langem habe ich wieder mal einen Morgen auf dem Trödelmarkt verbracht. Die Sonne war noch nicht mal so richtig aufgegangen und ich hatte schon meinen ersten ‚Deal’ hinter mir. OK, ich gebe es zu, wäre ich nicht mit einem ausgesprochenen Trödel-Profi und Schatzsucher verabredet gewesen, hätte ich sicher diese ganz besondere Atmosphäre verpasst. (Mehr folgt noch)

Lämmer
Wiesen mit kleinen Lämmchen ist bei mir die ultimative Assoziation mit dem Frühling. Viel mehr noch als Narzissenwiesen oder die ersten frischen Birkentriebe. Sicher Dank der zahllosen Frühlingsspaziergänge durch die englische Countryside. Lammkotelett – ebenfalls ein No go!

Ranunkeln
Definitiv meine erste Wahl unter den Frühlingsblumen für die Vase. In diese dichten Blüten bin ich wahnsinnig verliebt. Am liebsten mag ich sie in Pink, Weiß und Dunkelrot. Gäbe es Prinzessinnen  unter den Blumen, dann wären es für mich die Ranunkeln. Ganz klar.




Liebe Grüße und euch ein schönes Wochenende,






Photo Credits: all Pinterest, Photo 1 Copyright @ Rosie.