Samstag, 16. März 2013

Weit und breit


keine wirkliche Spur vom Frühling, zumindest nicht an meinen beiden Standorten. In der Hauptstadt stecken zahlreiche Touristen und Einheimische sehnsüchtigen in den Startlöchern für die ersten Lattes, die sie draußen trinken wollen. Sonnenbrillen brauchte bis jetzt noch niemand wirklich. So ist es nicht verwunderlich, wenn zunehmend ein willkürliches Tragen der grossen, dunklen Modelle zu beobachten ist, ganz unabhängig vom tatsächlich einfallenden Lichtfaktor. Die innere Uhr der trendbewussten Mitte Passanten ist wohl nicht zu unterschätzen; ab März müssen die guten Designerstücke einfach wieder regelmäßig zum Einsatz kommen. In der Oberlausitz hält sich der Winter ja traditionell hartnäckig. Eine geschlossene Schneedecke und Mitte März?! Das ist noch ziemlich im grünen Bereich. Ganz im Gegenteil, ich kann mich kaum an ein Ostern erinnern, an dem man nicht noch in den angrenzenden Bergen zum Skifahren gehen konnte. Und dieses Jahr wahrscheinlich noch im Tiefschnee!




Da liegt es doch quasi auf der Hand, dass mich gerade ein noch recht winterliches Thema beschäftigt. Es ist mein Weihnachtsstern vom letzten Fest. Zum Glück hat dieser diverse weitere Bezeichnungen. Neben Adventsstern oder Christstern nennt man ihn auch Poinsettie. Mitte März finde ich die letztere der Bezeichnungen am angebrachtesten. Ich besitze also noch einen Weih..., oh Verzeihung, eine Poinsettie (!), in weiß. Meine bisher erstandenen Poinsettien gleich nach dem Wegpacken der Weihnachtsdeko in den Müll zu bringen, habe ich noch nie übers Herz gebracht. Aber spätestens mit einsetzen der Sommerzeit konnte ich langsam aber sicher den Verfall beobachten. 
Genau am 24. Dezember des letzten Jahres habe ich an einem ganz unscheinbaren Blumenstand im Supermarkt eine ganz besonders hübsche Poinsettie gekauft, besser gesagt gerettet. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, welches Schicksal die Poinsettie nach Ladenschluss ereilt hätte. Da nun meine weiße, gerettete Poinsettie wie gesagt ganz besonders hübsch ist, habe ich mich gefragt, ob man die Lebensdauer dieser Pflanzen nicht irgendwie verlängern kann. Ich war begeistert von dem Gedanken, meine hübsche Poinsettie nun ein zweites Mal zu retten, nämlich über den Sommer. Aber wie nur? Viel Wasser, wenig Wasser, braucht sie es eher kalt, müsste man sie vielleicht irgendwie düngen oder ab jetzt einfach für mehrere Monate ganz ignorieren, wie die beeindruckende Amaryllis? 



Zum Glück gibt es meine Lieblingsblumenverkäuferin. Blumen kaufen ist das eine, die ausgiebige Plauderei, wenn ich sie in ihrem kleinen Lädchen besuche, das sich passender Weise in der Gartenstraße befindet, das andere. Und in meinem Fall bei meinem letzten Besuch das viel wichtigere. Mal sehen, was sie dazu sagt. Ihre Antwort war verblüffend einfach. Diese Pflanzen sind Kurztagsgewächse. Meine hübsche Poinsettie sitzt also gern mal im Dunklen, idealerweise genau die Hälfte des Tages, also 12 Stunden lang. In ihrer natürlichen Heimat im Äquatorgebiet ist dies von Hause aus gegeben. Hier in Europa muss man nun nachhelfen und manipulieren. Fest entschlossen das Experiment zu wagen, bin ich zu allem bereit. Ich werde mich also auf die Suche nach etwas geeignetem machen, um für meine Poinsettie Nacht zu simulieren. Ab jetzt ist gegen sieben Uhr abends strenge Nachtruhe. Wenn ich am Morgen aufstehe, wird auch die Poinsettie geweckt. Klingt doch irgendwie einfach und einen alten Zinkeimer zum Darüberstülpen wird sich ganz sicher auch schnell finden lassen. 


Und irgendwann in ca. acht Monaten heißt meine hübsche Poinsettie dann wieder Weihnachtsstern, Adventsstern oder Christstern. Hoffentlich!



Liebe Grüße von